1986 - Die neue Werkstatt – 80s Duesenberg Heavy Metal

Die neue Werkstatt – 80s Duesenberg Heavy Metal

In unseren Werkstätten stapelte sich auf Paletten kubikmeterweise das Holz. Ein neues Verleimgestell mit hydraulischen Press-Zylindern erleichterte es, die Korpushälften zusammen zu fügen. Abrichter, Dickenhobel und ein stationäres Schleifband planierten die Holzoberflächen. Holzspäne und Holzstaub wurden von unserer großen Vier-Sack-Absauganlage aufgenommen.





Die "Geburt" von Duesenberg!
Duesenberg – Heavy Metal

Als unsere ganze Maschinerie endlich lief wie am Schnürchen, wollte ich eine eigenständige Gitarrenmarke kreieren. Man hätte das unter „Rockinger“ machen können, aber das war längst ein fester Begriff für Parts, Bausätze und Custom-Work. Das passte irgendwie nicht für neue, exklusive Serien-Gitarren. Ein neuer Markenname musste her!
Eine Reihe von Freunden und Bekannten ließ ich wissen: „Bitte einen entsprechenden Namen ausdenken!“ Dem Gewinner winken 500 deutsche Mark!
Und wer kam mit „Duesenberg“ um die Ecke? Na, unser Adlerbass-Spezialist Fargo-Pedder. Jawoll, Duesenberg ist genommen! Hier bitte, deine fünfhundert Ocken! Und natürlich hatten wir schon eine gewisse Vorstellung vom Endprodukt: Korpus in etwa Strat, aber schlankere Hörner und super geshapt, mehr in die Metal-Richtung.

Und da das Stimmen am Korpus in jenen Jahren angesagt war, warum also nicht ein Tremolo, an dem man generell die Saiten stimmen, also nicht nur feinstimmen kann? Wobei an der Kopfplatte die Saiten genauso verankert werden, wie bei unseren Headless-Bässen. Dazu ein ausgefuchster Rollensattel – nicht diese Rölleckes auf kleinen Achsen, sondern kleine, mittig gerillte Walzen verschiedener Durchmesser, die sich frei in einer Querbohrung bewegen, wenn das Tremolo betätigt wird. Pickups: OBL-Blades von Bill Lawrence, die waren nämlich sehr beliebt in dieser Zeit. Zudem ein aktiver Midboost und ein OBL-Q-Filter zum Absenken der Mitten.


Fehler als Kunst

Bei irgendeinem Body hatte Sascha mal aus Versehen den Lack durchgeschliffen, sodass da eine untere Farbschicht zum Vorschein kam. Ich fand, das sah ganz heiß aus und brachte ihn dazu, da noch an anderen Stellen was durch zu schleifen, praktisch seinen „Fehler“ zur Perfektion zu treiben. Und so ist unsere sogenannte Dreadlock-Lackierung entstanden, sprich: den Body mit mehreren, verschiedenen Farbschichten lackieren und dann an bestimmten Stellen wieder durchschleifen. Das ist ja im Prinzip dasselbe, was man heute als „Aging“ bezeichnet. Nur dass unsere Intention hierbei nicht war, den Body alt und abgewetzt aussehen zu lassen. Es war mehr eine künstlerische, individuelle Gestaltung. Das haben wir dann sogar zum Patent angemeldet.
Metal-Head

Die Kopfplatte: Sie musste einfach metalmäßig spitz sein. So kam dieses ziemlich extreme Design dabei heraus, mit einem kleinen Schnörkel auf Höhe des Sattels. Außerdem eine von vorne nicht sichtbare Einschlitzung, sodass man da eine Zigarette einklemmen konnte. Auf der Kopfplatte waren sechs „Klemm-Pitten“ angeordnet, wo man die Saiten durchsteckte. Die ließen sich dann durch Überwurfkappen samt Gewindeschrauben mit geschlitztem Kopf per Münze festziehen. Dazu hatten unsere Hälse ein Rundstab-Trussrod (wie die alten Fender- und Gibson-Hälse. Allerdings mit einer Stellmutter seitlich am Stöckel, wo der Hals mit dem Body verbunden ist. Das funktionierte wie eine Gitarren-Mechanik, also per Zahnrad und Schneckenwelle. Die U-förmigen Gehäuse hat uns Opa Osburg aus Stahlblech gestanzt und in Form gebogen.
Hip-Trem

Und zuguterletzt noch das Hüft-Tremolo, eine Art Knauf, den man schnell auf der Korpusrückseite in den Tremoloblock stecken und damit – beide Hände frei – per Hüfte das Tremolo betätigen konnte.
„Pitten"

Die Elemente, mit denen man die Saiten oben am Kopf festklemmen konnte und die wir fortan „Pitten“ nannten, hat uns ein Herr Roitsch in seiner Automatendreherei in der Südstadt gemacht. Herr Roitsch wirkte seit Anbeginn unserer Geschäftsbeziehung stets etwas hinfällig. Eines Morgens besuchte ich ihn in seinem Büro, wo er mit gerötetem Gesicht - auf dem Schreibtisch vor sich eine Flasche Bier - sofort zu klagen anhub: „Ach Herr Gölsdorf, mir geht’s ja so beschissen!“
Na ja, kurz drauf musste er seinen Laden zumachen.
The Schmitt
Zusätzlich zu unserer „Power-Strat“ mit Namen Starplayer kam dann das Modell „The Schmitt“, nach der Designidee eines Thomas Schmieder. Super extrem, futuristisch und natürlich nicht für jeden Geschmack, aber mir hat das sehr gefallen. Davon haben wir nur ganz, ganz wenige produziert.
Dann gab es noch ein nur einmal gefertigtes Sondermodell für den Bassisten von Thomas Schmieders Band. Und alsbald sah man Billie Liesegang, den Gitarristen von Nina Hagen mit einer The Schmitt auf der Bühne.

Wieder in Frankfurt

Wieder mal Frankfurt, Musikmesse. Schwer was los bei uns. Thomas Schmieder präsentierte unsere Duesenbergs und die Leute drängten sich. Sogar diese geniale Band „Silly“ schaute vorbei und sie erzählten von ihren durchaus schwerwiegenden Problemen, Equipment bis hin zu Guitar-Parts in den Osten zu kriegen. Immerhin genossen die einen Sonderstatus in der DDR und erhielten somit eine Besuchserlaubnis für die Messe.

Hier eine alte Quittung für Guitar Parts, die Uwe Hassbecker (rechts) in seinem Archiv gefunden hat:

B.B. King

Ach wie erhebend! Da durfte ich doch mit meiner Band „Rollinger“ das Vorprogramm von B.B. King bestreiten. Das hat sich noch zweimal wiederholt in den kommenden Jahren und der King hat mir allerlei Gitarren signiert, die ich noch heute besitze. Von unserer Gruppe kann man hier ein paar Songs unter „Dieters Musik“ anhören.

Mehr Duesenberg
Mit unseren Duesenbergs ging es ganz gut zur Sache. Herr Stratmann hatte reichlich zu tun mit dem Assembling, und Sascha kam kaum nach mit dem Lackieren. Zudem hatten sich so viele sonstige Gitarren angesammelt, dass wir letztlich auf Stratmanns Initiative hin eine Holzkonstruktion bauten, um so viel wie möglich unter das Dach zu hängen – Platz sparen! Und Winkelmann kam mit dem Verleimen und Planieren kaum noch nach.


